Decadentia (Verfall).
Zwischen Trainspotting und Houellebecq.
Zwischen Trainspotting und Houellebecq.
Die Ikosaeder Galerie wird am kommenden Freitag, dem 27. Juni im Rahmen ihrer zweiten Ausstellung die neuen Arbeiten des Malers, Grafikers und Bildhauers Henning Dahlhaus zeigen. Titel der Ausstellung: Decadentia (Verfall).
Die Idee zu dieser neuen Serie entstand beim Einkauf in einem Discounter (der Name des Discounters wird hier nicht erwähnt, bei brennendem Interesse wird der Künstler diese Frage während der Vernissage gern beantworten).
Beim Anblick einer sich im Angebot befindenden Packung geräucherter Meeresalgen und Inkasalz stellte er sich die Frage nach der Dekadenz unserer modernen Gesellschaft.Bei den Ausstellungsvorbereitungen wurde viel über den Verfall und über die Einsamkeit des modernen Menschen gesprochen. Die berühmte Choose Life-Szene aus dem Film Trainspotting kam mir dabei unvermittelt in den Kopf: Choose a fucking big television, choose washing machines, cars, compact disc players and electrical tin openers Oder war es doch die Szene aus dem Blockbuster Fight Club, die mit Bezug auf einen schwedischen Möbelhersteller? – “I’d flip through catalogs and wonder ‘what kind of dining set defines me as a person?‘.”
Der Verfall droht uns allen, immer, auf allen Ebenen. So haben es schon Gibbon 1776 in The History of the Decline and Fall of the Roman Empire oder Houellebecq in Die Möglichkeit einer Insel vorhergesehen. Doch die Frage ist: sind wir jetzt, in diesem Moment, schon so weit, dass es kein Zurück gibt? Henning Dahlhaus gehört zu den Künstlern, die solche Fragen stellen. Seine Antwort könnte im ersten Blick lustig anmuten: Der Stil seiner Arbeiten ist manchmal illustrativ, manchmal abstrakt. Doch irgendwie geben sie alle die eine, negative Antwort: “Ja, wir sind so weit. Wir ersaufen im eigenen Fett!”
Ich persönlich teile diesen Pessimismus nicht. In meinen Augen sind wir noch nicht so weit, vor allem dann nicht, wenn uns ein Künstler wie Henning Dahlhaus rechtzeitig warnt!
Beim Hängen der Bilder hatte ich noch so eine Art Déjà-vu. Der aus Kolumbien stammende Maler Botero malt auch runde, voluminöse Figuren, allerdings nicht so gesellschaftskritisch wie Henning. Ich dachte an seine, dann an Hennigs dicke, immer hungrige Ästheten, die in Ihrem eigenen Fett schwimmen, Ästheten, die sogar Piranhas essen.
Und dann: Eureka! Tumithak of the Corridors von Charles R. Tanner, eine SciFi- Erzählung aus den 1930ern, die Asimov in seiner Anthologie Before the Golden Age veröffentlicht hat, brach auf einmal aus meiner Erinnerung hervor. Ich musste lachen. Ich liebe diese Kurzgeschichte, den Kampf der Menschen gegen die Sklaverei, aus der Unterwelt heraus, die Unerschütterlichkeit Tumithaks im Anblick des gesellschaftlichen Infernos – und genau wie Tumithak hoffe auch ich immer noch, dass wir uns die dystopische Welt, in der wir leben müssen, irgendwann zurückholen können.
Die Idee zu dieser neuen Serie entstand beim Einkauf in einem Discounter (der Name des Discounters wird hier nicht erwähnt, bei brennendem Interesse wird der Künstler diese Frage während der Vernissage gern beantworten).
Beim Anblick einer sich im Angebot befindenden Packung geräucherter Meeresalgen und Inkasalz stellte er sich die Frage nach der Dekadenz unserer modernen Gesellschaft.Bei den Ausstellungsvorbereitungen wurde viel über den Verfall und über die Einsamkeit des modernen Menschen gesprochen. Die berühmte Choose Life-Szene aus dem Film Trainspotting kam mir dabei unvermittelt in den Kopf: Choose a fucking big television, choose washing machines, cars, compact disc players and electrical tin openers Oder war es doch die Szene aus dem Blockbuster Fight Club, die mit Bezug auf einen schwedischen Möbelhersteller? – “I’d flip through catalogs and wonder ‘what kind of dining set defines me as a person?‘.”
Der Verfall droht uns allen, immer, auf allen Ebenen. So haben es schon Gibbon 1776 in The History of the Decline and Fall of the Roman Empire oder Houellebecq in Die Möglichkeit einer Insel vorhergesehen. Doch die Frage ist: sind wir jetzt, in diesem Moment, schon so weit, dass es kein Zurück gibt? Henning Dahlhaus gehört zu den Künstlern, die solche Fragen stellen. Seine Antwort könnte im ersten Blick lustig anmuten: Der Stil seiner Arbeiten ist manchmal illustrativ, manchmal abstrakt. Doch irgendwie geben sie alle die eine, negative Antwort: “Ja, wir sind so weit. Wir ersaufen im eigenen Fett!”
Ich persönlich teile diesen Pessimismus nicht. In meinen Augen sind wir noch nicht so weit, vor allem dann nicht, wenn uns ein Künstler wie Henning Dahlhaus rechtzeitig warnt!
Beim Hängen der Bilder hatte ich noch so eine Art Déjà-vu. Der aus Kolumbien stammende Maler Botero malt auch runde, voluminöse Figuren, allerdings nicht so gesellschaftskritisch wie Henning. Ich dachte an seine, dann an Hennigs dicke, immer hungrige Ästheten, die in Ihrem eigenen Fett schwimmen, Ästheten, die sogar Piranhas essen.
Und dann: Eureka! Tumithak of the Corridors von Charles R. Tanner, eine SciFi- Erzählung aus den 1930ern, die Asimov in seiner Anthologie Before the Golden Age veröffentlicht hat, brach auf einmal aus meiner Erinnerung hervor. Ich musste lachen. Ich liebe diese Kurzgeschichte, den Kampf der Menschen gegen die Sklaverei, aus der Unterwelt heraus, die Unerschütterlichkeit Tumithaks im Anblick des gesellschaftlichen Infernos – und genau wie Tumithak hoffe auch ich immer noch, dass wir uns die dystopische Welt, in der wir leben müssen, irgendwann zurückholen können.